Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Region Bülach
30.05.2024
30.05.2024 10:21 Uhr

Architektin des spektakulären Bauprojekts «Purelive» Glattfelden im zu24-Interview

Bild: zvg
Das Gebiet Steig in Glattfelden soll mit dem Bauprojekt «Purelive» zu einer sinnvollen Erweiterung des Zentrums von Glattfelden beitragen.

Das Gebiet Steig im Zentrum von Glattfelden soll künftig mit einem nachhaltigen und zukunftsorientierten Projekt entwickelt werden können. Das Bauprojekt "Purelive" ist spektakulär. Die Eigentümerin Tilings Immobilien AG will einen Beitrag zur sinnvollen Erweiterung des Zentrums von Glattfelden beitragen. 

Der geplante Gestaltungsplan definiert 3 Baufelder für 4 Neubauten und ein gemeinsames, zusammenhängendes Erdgeschoss, welches einen qualitätvollen öffentlichen Aussenraum ausgestaltet. Dieser Bereich soll Glattfelden zukünftig eine neue Qualität im Zentrum mit zusätzlichen Einkaufsmöglichkeiten, Krippen oder einem Ärztezentrum, die für alle zugänglich sind, bieten. Der Gestaltungsplan kann noch bis zum 10.06.2024 bei der Gemeinde Glattfelden eingesehen werden.

Für die Planung und Umsetzung ist die Sigrist Specogna Architektur und Design GmbH verantwortlich. zueriunterland24.ch hat die Architektin und Projektleiterin Marion Sigrist zum grossen Interview getroffen. 

zu24: Das Projekt PURELIVE Glattfelden verändert das Zentrum der Gemeinde stark. Will man da nicht zu viel?

Marion Sigrist: Wie uns allen mittlerweile einschlägig bekannt ist, hat die Bevölkerung und die Siedlungsfläche im Kanton Zürich in den letzten Jahren stetig zugenommen. Das wird sich auch in absehbarer Zeit nicht ändern. Momentan gehen wir immer noch von einem Bevölkerungswachstum aus. Ziele aus dem Richtplan vom Kanton Zürich sind unter anderem einerseits die Zukunftstauglichkeit der Siedlungsstrukturen sicherzustellen andererseits zusammenhängende Landschaftsräume zu schonen und zu fördern. Dies soll unter anderem mittels Siedlungsentwicklung nach Innen und dem Erhalt und der Steigerung der Siedlungsqualität erreicht werden. Unser Projekt leistet für Glattfelden zur Erreichung dieser Ziele einen grossen Beitrag. Das Projekt verdichtet im Zentrum mit Wohneinheiten, schafft jedoch auch eine grosse zusätzliche Siedlungsqualität indem neue Gewerbeflächen für Einkaufsmöglichkeiten, ein Ärztezentrum oder z.B. eine Apotheke angeboten werden können. Zudem wird mit dem öffentlichen, zusammenhängenden Innenhof eine neue Aufenthaltsqualität oder ein möglicher Treffpunkt gestaltet. Des Weiteren wird mit dem Gestaltungsplan sichergestellt, dass der relativ grosse Baubereich in Mitten des Dorfzentrums durch eine einheitliche Architektur geprägt wird und nicht einfach vier unterschiedliche Bauten entstehen. So kann das schützenswerte Ortsbild von überkommunaler Bedeutung in hoher Qualität und im Sinne einer zeitgemässen Interpretation weiterentwickelt werden. Um auf die Frage zurückzukommen: Ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass wir mit dem Projekt nicht zu viel wollen. Solche Projekte sind der Schlüssel, um die übergeordneten Ziele miteinander überhaupt erreichen zu können.


Welche Bedenken aus der Bevölkerung werden an euch herangetragen?

Es sind vor drei Bedenken, mit denen wir konfrontiert werden: "Zu hoch", "zusätzlicher Verkehr über die Steigstrasse", "Abfallentsorgung". 

Und? Was sagen Sie zu diesen Bedenken? 

Bis auf ein Gebäude halten alle die Firsthöhe aus der Bau- und Zonenordnung ein. Abweichend von der BZO sind nur die Traufhöhen in Südlicher Richtung zur Strasse und die Profillinie des Baubereiches 2. Diese überragt die maximale Firsthöhe gemäss BZO um rund 2m, sprich etwas mehr als ein halbes Geschoss. Dies können wir so rechtfertigen, dass wir im Gegenzug mit dem gesamten Projekt sehr hohe Anforderungen an die Gestaltung und Einordnung erfüllen müssen. Zudem können wir so auch mitwirken, das übergeordnete Ziel des Bundes und der Richtplanung im Kanton Zürich mit Siedlungsinternen Verdichtungen zum Schutz unserer Landschaftsflächen zu erreichen.

Das Verkehrskonzept wird von der Gemeinde festgelegt und nicht durch unser Projekt. Bei der Ausarbeitung wurde darauf geachtet, dass möglichst wenige Parkplätze über die Steigstrasse erschlossen werden müssen. Das betrifft lediglich sechs Parkplätze für Besucher und Kunden. Die gesamte Fahrfrequenz für die neuen Parkplätze in der Tiefgarage erfolgt über die Dorfstrasse. So wird das zusätzliche Verkehrsaufkommen in der Steigstrasse seitens unseres Projektes möglichst tief gehalten. Sollten Anpassungen am Verkehrsregime nötig sein, liegt das im Ermessen und Auftrag der Gemeinde.

Die Abfallentsorgung wird im Gestaltungsplan explizit durch einen Artikel in den Vorschriften geregelt. Die baulichen Voraussetzungen für eine getrennte Lagerung zur Entsorgung des Abfalls müssen mit dem Bauprojekt geschaffen und bewilligt werden.

Was genau ist die Vision von PURELIVE Glattfelden?

Neue Qualitäten für das Zentrum von Glattfelden zu schaffen. Da wir mit dem Projekt verdichten, soll auch die breite Bevölkerung vom Projekt profitieren. Wir können im Erdgeschoss grosszügige, bezahlbare Gewerbeflächen an bester Lage im Dorf anbieten, die durch den Bau der Wohnungen quersubventioniert werden. Ohne dies, wäre die Erstellung solch grosser Gewerbeflächen für einen Investor kaum attraktiv und würden auch kaum realisiert werden. Damit schaffen wir zukünftig für das ganze Dorf einen Mehrwert und das Zentrum gewinnt an Attraktivität.


Was ist euch bei der Umsetzung wichtig?

Wir möchten ein nachhaltiges Projekt entwickeln, welches qualitativ hochwertiges Wohnen ermöglicht. Ausserdem würde es uns natürlich sehr freuen, wenn die Bevölkerung von Glattfelden ebenfalls Freude an unserem Projekt hat und unsere Bemühungen neue Qualitäten zu schaffen am Schluss auch für die Bevölkerung erlebbar werden. Zudem ist es uns auch wichtig möglichst wenig Störungen für die Bevölkerung entstehen und wir dieses spannende Projekt unfallfrei bauen können.

 

Marion Sigrist, Architektin MSc ETH/SIA Bild: zvg.

Bis am 10.6. liegt der Gestaltungsplan bei der Gemeinde öffentlich auf. Rechnen Sie mit Einwendungen?

Bis jetzt wissen wir, dass bereits eine sogenannte Einwendung eingegangen ist und wir rechnen auch damit, dass bis Ende der Auflage noch einige weitere dazukommen könnten. Diese werden wir dann sorgfältig in einem Bericht aufarbeiten. Dieser wird dann zusammen mit allen Unterlagen aus der Auflage der Gemeindeversammlung vor der Abstimmung zur Verfügung gestellt.


Sind beim Projekt auch Anpassungen möglich, falls nötig?

Ob wir auf einzelne Einwendungen eingehen oder nicht, hängt ein wenig von der Art der Einwendung ab. Eine Anpassung von grundlegenden Eckdaten des Projekts ist zu diesem Zeitpunkt sehr unwahrscheinlich, da diese wiederum mit vielen verschiedenen Stellen, nicht nur bei der Gemeinde, sondern auch beim Kanton, abgeklärt und abgesegnet werden müssten.

Es entstehen Wohnungen. In welchem Bereich werden sich die Mieten konkret bewegen? Und bei Eigentumswohnungen, von welchem Kaufpreis darf man ausgehen?

Es ist zu früh, um eine konkrete Aussage hierzu machen zu können. Das hängt davon ab, wieviele und welche Typen an Wohnungen dann effektiv gebaut werden. Das Richtprojekt im Gestaltungsplan zeigt ja erst eine Möglichkeit wie das Projekt und die Grundrisse aussehen können. Eines ist jedoch klar. Seit Jahren steht Specogna für qualitativ hochwertige, bezahlbare Wohnungen, die ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis aufweisen.

Wann soll der Bau beginnen, wann wird er bezugsbereit sein?

Sollte der Gestaltungsplan von der Gemeindeversammlung angenommen werden, können wir im Frühling 2025 die Baueingabe für das Projekt bei der Gemeinde einreichen. Mit einer Bewilligung hierfür rechnen wir frühestens im Frühherbst desselben Jahres. Sollten dann keine Einsprachen gegen das Projekt eingehen, könnten wir im Best-Case-Szenario im Frühling 2026 mit dem Bau beginnen. Der Erstbezug würde dann im Herbst 2027 stattfinden. Dieser Zeitplan ist selbstverständlich abhängig von allen Behördenentscheiden und möglichen Einsprachen.

Marion Sigrist ist Architektin MSc ETH/SIA und Projektleiterin von Purelive Glattfelden. 

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier. 

  • Bild: DesignRaum, Winterthur
    1 / 2
  • Bild: zvg
    2 / 2
mj